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Wir geben nicht auf!

Lautstarker Protest der Schaeffler-Beschäftigten

Wuppertal. (OK/CB) Anlass dieses lautstarken Protestes waren die am Standort stattfinden Gespräche zwischen Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen zur geplanten Schließung des Schaeffler Werkes in Wuppertal. Schon als die Arbeitgeber*innenseite am frühen Freitagmorgen aus Schweinfurt ankam, sahen sie die ersten Vorboten der später folgenden lautstarken Proteste der Belegschaft. Auf Plakaten entlang der Straße, an den Hallen, den Fenstern und an der Ausbildungswerkstatt waren Fotos von Beschäftigen aufgehangen. Die Geschäftsführung sollte sehen, das hinter jedem der 750 Betroffenen ein Gesicht zu steht. Auch das Sitzungszimmer, in dem später die Verhandlungen stattfinden sollten, war schon ausgestattet mit Spielcasino Utensilien und einem großen Transparent auf dem stand: Sie zocken mit den Existenzen von 2083 (die Zahl steht für die von einer Schließung betroffenen Beschäftigten und ihrer Familien Anm. d. Red.) Menschen!

Im Verhandlungslokal – Foto: IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper

Als die Verhandlung losgehen sollte brachte die Belegschaft ihren Unmut dann lautstark zum Ausdruck und hieß die Arbeitgeber*innen gebührend Willkommen in dem sie mit Sirenen, Trommeln, Ratschen und Megafonen einen Riesenlärm machten und dabei skandierten: „Wir bleiben hier!!!“

Auch auf der später folgenden Kundgebung vor dem Werkstor machten über 500 Schaeffler-Beschäftigte deutlich was sie von den Kahlschlagplänen des Schaeffler-Konzerns halten. „Das Angebot von rund 750 Arbeitsplätzen in Wuppertal nur 25 erhalten zu wollen, ist ein Schlag ins Gesicht aller Beschäftigten und ihrer Familien“, empörte sich der Betriebsratsvorsitzende Özgür Sönmezcicek. Der Konzern sei nicht in wirtschaftlicher Schieflage. Es gehe allein darum, den Profit zu steigern. Der Betriebsratsvorsitzende bedankte sich für die Unterstützung und machte klar: Wir kämpfen weiter. Wir geben nicht auf! Die Protestierenden quittierten seine Feststellung mit Beifall, Pfiffen und Buhrufen und hielten dabei symbolische Casinochips hoch auf denen stand: Mit Existenzen zockt man nicht.

Betriebsrat und IG Metall hatten mit Unterstützung des INFO-Institutes ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept erstellt, in dem auch Fragen von Ökologie und Digitalisierung eine große Rolle spielen. Dieses Konzept würde dem Werk in Wuppertal und der Belegschaft eine langfristige und nachhaltige Perspektive eröffnen.

Clarissa Bader, IG Metall-Bevollmächtigte, Özgür Ecevit Sönmezcicek, Betriebsratsvorsitzender, Uwe Scheidewind, Oberbürgermeister Wuppertal und Knut Giesler, IGM-Bezirksleiter (v.l.n.r.) – Foto: Thomas Range

Bevollmächtigte Clarissa Bader: „Inakzeptables Angebot“ der Arbeitgeberseite

Es grenze an Sarkasmus, „wenn die Geschäftsführung nun mit einem völlig inakzeptablen Angebot um die Ecke kommt“, rief die IG Metall-Bevollmächtigte Clarissa Bader den Demonstrant*innen zu. Den „Erhalt von 25 Arbeitsplätzen anzubieten“ und „dies auch noch als „Entgegenkommen“ zu bezeichnen sei ein Hohn“, so die IG Metallerin, die zuvor gemeinsam mit dem Betriebsrat und der Arbeitgeber*innenseite verhandelt hatte. Sie sei schockiert von der Kaltschnäuzigkeit des Vorstandes und forderte ihn auf das Angebot schnellstmöglich nachzubessern.

Oberbürgermeister Schneidewind fordert gesellschaftspolitische Verantwortung

Die Tragfähigkeit des Alternativkonzeptes der gewerkschaftlichen Interessenvertretung hob auf der Kundgebung auch der Wuppertaler Bürgermeister Uwe Schneidewind hervor.  Es wäre ein kraftvolles Zeichen, wenn Schaeffler zeigen würde, „dass das Unternehmen der Kombination aus betriebswirtschaftlicher Klugheit und gesellschaftlicher Verantwortung eine Chance gibt“, habe er in einem Offenen Brief an die Konzernleitung in Herzogenaurach geschrieben. „Vom reichsten Familienunternehmen in Deutschland muss man erwarten, dass es sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung für die Menschen und für die Region stellt“, sagte er unter großem Beifall der Kundgebungsteilnehmer*innen. Unter ihnen auch viele Delegationen aus Betrieben im Bereich der Geschäftsstelle Ennepe-Ruhr-Wupper wie u.a. Vorwerk (Wuppertal), dormakaba (Ennepetal), Brose (Wuppertal), O&K Antriebstechnik (Hattingen), Magna (Wuppertal) und Thyssenkrupp Bilstein (Ennepetal).

Solidarität mit den Schaeffler-Beschäftigten von magna-, Thyssenkrupp Bilstein- und dormakaba-Kollegen – Foto: Thomas Range

IG Metall Bezirksleiter Knut Giesler: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“

„Schaeffler steht in der Pflicht, den Beschäftigten in Wuppertal Perspektiven zu bieten“, verlangte Knut Giesler. Der älteste Standort im gesamten Konzern dürfe nicht einer Streichorgie zum Opfer fallen. Der Produktionsstandort Wuppertal müsse erhalten bleiben. Im Zweifel müsse die Politik mit an den Tisch! Der IG Metall Bezirksleiter in NRW war früher selber lange bei Schaeffler in Wuppertal beschäftigt und dort Betriebsrat. Dementsprechend emotional forderte er die Kolleginnen und Kollegen auf, in ihrem Kampf, um die Arbeitsplätze nicht nachzulassen, getreu dem Brecht’schen Motto: Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren!

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