Wir haben mehr verdient!

3.500 Beschäftigte in Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen und Sprockhövel im Warnstreik
Gevelsberg. (OK) Die Fronten in der Metallindustrie sind verhärtet: Auf die Blockade der Metallarbeitgeber*innen in der Tarifverhandlung reagiert die IG Metall mit massivem Druck. In den Metallbetrieben in Ennepetal, Gevelsberg, Hattingen und Sprockhövel haben rund 3.500 Metaller*innen die Arbeit niedergelegt. Sie folgten dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik, beendeten die Frühschicht um 12 Uhr und machten „Feierabend“.
Corona bedingt kamen kleinere Delegationen aus den aufgerufenen Betrieben nach Gevelsberg auf den Vendomer Platz in Gevelsberg. Den Versammelten rief Jörg Kannapin zu: „Wir sind eine Kampforganisation. Das zeigen wir hier und heute!“ Wie zur Bestätigung schnellten auf dem Platz die Schilder nach oben, auf denen zu lesen war wie viele Beschäftigte ihre Träger*innen vertreten. Der dormakaba-Betriebsratsvorsitzende schrieb den bockigen Metallarbeitgebern ins Stammbuch: „Wir sind es die in den Bertrieben die Werte schaffen und ohne uns seid ihr nichts.“ Jetzt sei die Zeit für die Wertschätzung der geleisteten Arbeit in den Betrieben und das sei eine akzeptable Erhöhung der Entgelte. „Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen mehr Geld in der Tasche.“ Das stärke die Wirtschaftskraft, die Sozialsysteme und verhindere, dass die Ungleichheit in diesem Land weiter zunimmt.

Mit einer „Nullrunde“ werden sie nicht durchkommen
In seiner Ansprache knöpfte sich Kannapin den neuen Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf vor, der mit dem Ausspruch provozierte, „die IG Metall solle doch endlich als Sozialpartner agieren“. Wer stelle denn täglich die soziale Partnerschaft in Frage? Das seien doch unfähige Manager die wie in Wuppertal das Schaeffler-Werk schließen und die Produktion ins Ausland verlagern wollen, die den Thyssen-Konzern zerfleddern und massiv Arbeitsplatzabbau betreiben und Unternehmen in die Pleite treiben sowie der jungen Generation durch zurückfahren der Ausbildung die „Zukunft versauen“. „Die Arbeitgeber müssen nun endlich begreifen, dass sie mit einer Nullrunde nicht durchkommen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende unter starkem Beifall.
Nach einem solidarischen Grußwort des DGB-Regionsvorsitzenden Stefan Marx und Gesangseinlagen des Liedermachers Simon Sandmann berichtete die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ennepe-Ruhr-Wupper über die fünfte Runde der Metall-Tarifverhandlungen in NRW Anfang der Woche. „Die Arbeitgeber haben kein substanzielles Angebot vorgelegt“, sagte Clarissa Bader. Bei den Forderungsschwerpunkten Beschäftigungssicherung und Erhöhung der Entgelt gäbe es bislang nichts Belastbares. „Die Gespräche dümpeln seit vier Monaten vor sich hin, das können und werden wir nicht weiter akzeptieren“, so die Gewerkschafterin. Jetzt muss endlich ein „verhandlungsfähiges Angebot“ auf den Tisch.
An der Börse knallen die Sektkorken – für die Beschäftigen soll kein Geld da sein
Die IG Metall fordere unter anderem eine Entgelterhöhung von vier Prozent. Je nach wirtschaftlicher Lage der Betriebe soll das Geld ausbezahlt oder beispielsweise auch zur Arbeitszeitminderung genutzt werden, um Beschäftigung zu sichern. Bader: „Und wir wollen Perspektiven für die Produktion, für die Standorte – und damit auch für die Beschäftigung, deshalb unsere Forderung nach betrieblichen Zukunftsvereinbarungen“. Die Gewerkschaft forderte auch, Dual-Studierende in den Tarifvertrag aufzunehmen.

Das Mantra der Arbeitgeber „es gibt nichts zu verteilen“, blende die betriebliche Wirklichkeit aus. Natürlich gebe es wirtschaftlich angeschlagene Betriebe, doch gleichzeitig knallten an den Börsen die Sektkorken und Konzerne zahlten Dividenden aus. „Und für die Beschäftigten Geld soll kein Geld für eine Lohnerhöhung vorhanden sein?“ Also für jene, die schon im letzten Jahr auf eine Lohnerhöhung wegen Corona verzichten mussten. „Nicht mit uns“, so Clarissa Bader, „die Inflation kennt keinen Stillstand in der Pandemie, deshalb muss eine Lohnerhöhung her.“ Mit großem Beifall unterstrichen die Versammelten diese Aussage.
Der Zweite IG Metall-Bevollmächtigte Mathias Hillbrandt wies daraufhin, dass die IG Metall auch in der Stahlindustrie aktuell 4 Prozent mehr Geld verlange. Das Volumen soll auch zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden können. Außerdem fordert die Gewerkschaft die Verlängerung des Tarifvertrags zur Beschäftigungssicherung sowie zur Altersteilzeit und will weiterhin die Übernahme von Auszubildenden sichern. Dual Studierende sollen zudem „endlich“ in die Tarifverträge einbezogen werden.
…. für uns muss die vier her!
„Das bisherige Arbeitgeberangebot einer Einmalzahlung sowie einer Corona-Prämie in Höhe von je 350 Euro für 17 Monate, aber keine prozentuale Erhöhung der Tariftabelle, ist völlig unzureichend“, so Mathias Hillbrandt. Denn die Einmalzahlung verpuffe und hebe nicht das Entgeltniveau an. Die Auftragsbücher im Stahl seien wieder voll, die Stahlpreise hoch wie nie und die Beschäftigten hätten gerade in der Pandemie viel geleistet. „Wertschätzung heißt auch im Stahlbereich eine vernünftige Entgelterhöhung“, so der Gewerkschafter.
Die Stimmung in den Betrieben brachten die auf dem „roten Platz“ Demonstrierenden musikalisch zum Ausdruck. Simon Sandmann stimmte den Tarif-Hit an: „Es bleibt dabei, wir wollen mehr, dass was uns zusteht muss jetzt her, ansonsten gehn wir alle raus, und ihr habt ein leeres Haus. (…..) Corona ist ein riesen Scheiß, aber wir haben weiter unsern Preis. Es geht um Zukunft und noch mehr, für uns muss die 4 her. Wir haben mehr verdient, sind die ohne die rein gar nichts geht. Wir sind die Wertschöpfung und ohne uns seid ihr nichts.“












