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„Wir wollen 6 Prozent“. „Wir wollen kurze Vollzeit!“

„Seit gestern ruht die Produktion. Weder die Kollegen der Nachtschicht, noch der Frühschicht haben die Arbeit aufgenommen“, sagte Sadi Demir. Die wenigen unorganisierten Angestellten hätten Urlaub genommen. Die eingeteilten Streikposten hatten also nichts zu tun. Diese Nachricht wurde von den 300 KundgebungsteilnehmerInnen vorm Werkstor mit großem Beifall aufgenommen. Seit den frühen Morgenstunden sind die Angestellten der IG Metall Geschäftsstelle dabei, die Streikenden zu registrieren und Streikgeldkarten auszuteilen.

 „Wir kämpfen für 6 Prozent mehr Entgelt und unsere Zeit“, rief der Betriebsratsvorsitzende von Dieckerhoff Guss den Streikenden und zahlreichen KollegInnen aus Metallbetrieben aus dem Bereich der Geschäftsstelle Gevelsberg-Hattingen zu, die sich am Donnerstagvormittag solidarisch zeigten. Sie kamen von DEW Witten, dormakaba, thyssenkrupp Bilstein, Hesterberg, Nelson, O&K Antriebstechnik. „Wenn wir schon nicht selbst streiken, dann war es für uns selbstverständlich, dass wir hierher kommen“, so der Betriebsratsvorsitzende von Bharat Forge CDP, Udo Kuhlmann, der mit vielen seiner Kollegen aus Ennepetal gekommen ist. „Wenn wir etwas erreichen wollen, müssen wir gemeinsam dafür einstehen“, ergänzte Jörg Kannapin, Betriebsratsvorsitzender von dormakaba.

 

Betriebsratsvorsitzender Sadi Demir verkündet: „Der Betrieb steht!“

„Wir wollen 6 Prozent. Wir wollen kurze Vollzeit!“

Immer wieder schallt es lautstark über den Platz: „Wir wollen sechs Prozent. Wir wollen kurze Vollzeit!“ Es herrscht eine super Stimmung. Das ist auch am Beifall spürbar, als die Erste Bevollmächtigte Clarissa Bader ausführte: „Auf das unsägliche Angebot der Arbeitgeber von gerade mal 2,95 Prozent Volumen über 27 Monate Laufzeit, konnte es nur eine Antwort geben – der „24-stündige Warnstreik“. Mit ihrer Aussage „damit treten sie eure Leistungen in den Betrieben mit Füßen“, traf sie den Nerv der Versammelten.

Schließlich seien es die Beschäftigten, die die Werte schaffen und dafür sorgen, dass die Wirtschaft brummt, während sich die Manager „die Taschen voll machen“. Clarissa Bader: „Dafür habt ihr einen gerechten Anteil verdient!“ Wie zur Bestätigung schallte es ihr entgegen: „6 Prozent! 6 Prozent!“ Gerd Starosta, Betriebsratsvorsitzender von O&K Antriebstechnik, der mit seinen KollegInnen aus Hattingen gekommen war, kommentierte trocken: „Wir lassen uns doch nicht mit Almosen abspeisen!“

Hört endlich auf mit dem dummen Geschwätz, von wegen der geforderte Entgeltzuschuss bei kurzer Vollzeit sei „Geld fürs Nichtstun“, so die Gewerkschafterin. Das sei ein „Schlag ins Gesicht“ jener Menschen, die wegen Kinderbetreuung, Pflege oder wegen jahrelanger belastender Schichtarbeit ihre Arbeit reduzieren wollen. An der Lautstärke der Trillerpfeifen lässt sich die eindeutige Reaktion der TeilnehmerInnen feststellen: Eine Lösung kann es nur geben, wenn die Arbeitgeber beim Geld, beim Anspruch auf eine befristete Arbeitszeitverkürzung und beim Entgeltzuschuss für Beschäftigte in familiären oder beruflichen Belastungssituationen nachlegen“, meint Damianos Koukoudeas, Betriebsratsvorsitzender von Hesterberg.

 

Streikende Kollegen von Dieckerhoff Guss

„Juristische Nebelkerzen“

Clarissa Bader verurteilte die „juristischen Nebelkerzen“ der Metallarbeitgeber, die wegen der Forderungen der IG Metall vor Gericht gezogen sind „Jetzt wollen sie auch noch unser Streikrecht in Frage stellen“, empörte sich die IG Metall Bevollmächtigte begleitet von anhaltenden Buh-Rufen. „Lasst den Unsinn, kümmert euch lieber um eine tragfähige Tariflösung!“, sagte sie an die Adresse der Arbeitgeber. So habe das Arbeitsgericht in Krefeld zurecht einen Antrag eines Unternehmers auf Erlass einer „einstweiligen Verfügung“ zur Untersagung des 24-stündigen Warnstreiks mit dem Verweis auf das grundgesetzliche verbriefte Streikrecht zurückgewiesen.

Mit dem Streik bis Freitag in rund 275 Betrieben mit rund 500.000 Beschäftigten, davon 65.000 in NRW, über sämtliche Betriebsgrößen, Regionen und Branchen im gesamten Bundesgebiet hinweg, wolle die Gewerkschaft einen Durchbruch bei den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie erreichen. Und wenn die Arbeitgeber danach immer noch glauben, „wir meinen es nicht ernst, müssen wir eine Stufe höherschalten – dann gehen wir in die Urabstimmung und den flächendeckenden Streik.“

Dies machte auch ihr Bevollmächtigter-Kollege aus Witten, Mathias Hillbrandt klar, der den Streikenden und Solidaritätsbekundeten zurief, wir müssen stark bleiben, denn: „Ohne Geschlossenheit kriegen wir gar nichts.“ Nach Medienberichten zeichne sich ab, dass eine weitere Verhandlung Anfang der kommenden Woche in Baden-Württemberg stattfinden könnte.

 

Die Kolleginnen Anette Steinke und Susanne Dudeck von der Geschäftsstelle registrieren die Streikenden bei Dieckerhoff

 

 

Foto 1: Kundgebung der IG Metall vorm Streik-Betrieb Dieckerhoff Guss
Foto 2: Betriebsratsvorsitzender Sadi Demir verkündet: „Der Betrieb steht!“
Foto 3: Streikende Kollegen von Dieckerhoff Guss
Foto 4: Die Kolleginnen Anette Steinke und Susanne Dudeck von der Geschäftsstelle registrieren die Streikenden bei Dieckerhoff

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