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Zum Betriebsrat kandidiert, „um den Kollegen helfen zu können“

Bei einem kurzen Rückblick auf ihre bisherige Betriebsratstätigkeit bei der ABC-Gruppe in Ennepetal fallen Sofia Eleftheriadou zwei Konflikte mit der Geschäftsführung ein: Zum einen das Outsourcing des eigenen Logistik-Lagers „Vollmann“ in eine eigenständige „Logistik GmbH“ nach Unna, um Kosten einzusparen, und zum anderen die Aufkündigung des Konsenses durch die Geschäftsführung, dass die Beschäftigten des Gruppenverbundes Altenloh, Brinck & Co. GmbH & Co.KG – der SPAX International Ennepetal sowie der ABC Umformtechnik in Gevelsberg – durch einen gemeinsamen Betriebsrat vertreten werden.

„Dem Betriebsrat ist es damals mit Unterstützung der IG Metall in zähen Verhandlungen gelungen, dass alle unbefristeten Beschäftigten des „Vollmann-Lagers“ auf Arbeitsplätze bei der Umform- und Verbindungstechnik versetzt werden konnten,“ erzählt Sofia. Dennoch: Die Sorgen der Betroffenen, vor allem derjenigen die nach Unna mussten, hätten allen Beteiligten zugesetzt. Und nach dem erneuten Urnengang im April 2019 gibt es im Unternehmen nun zwei Betriebsräte. Die IG Metallerin gehört dem 11-köpfigen Betriebsratsgremium der SPAX International Ennepetal an und vertritt zusätzlich als Schwerbehinderten-Vertrauensfrau die schwerbehinderten Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen. In dieser Funktion hat sie gerade heftigen Stress mit der Geschäftsführung: „Der Schwerbehinderten-Vertretung wird durch die Verweigerung von notwendigen Arbeitsmitteln und Räumlichkeiten die Arbeit erschwert.“

Kollegin Sofia Eleftheriadou wurde 1970 in Hagen-Haspe geboren. Ihren Vater Vassilios hatte es 1965 aus dem nordgriechischen Drama in die Ruhrgebietsstadt Herne verschlagen. Es war die Zeit als die Bundesagentur für Agentur für Arbeit in den südeuropäischen Ländern für die hiesigen Unternehmer Arbeitskräfte angeworben hat. Nach der ersten Tätigkeit im Bergwerk unter Tage wechselte Sofias Vater zur Gesenkschmiede Hünninghaus in Gevelsberg, später musste er das „Pleite-Drama“ und den Kampf der Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze beim Schmiedebetrieb Paul Ferd. Peddinghaus miterleben.  

Aufgewachsen ist Sofia auf dem Bauernhof Fisseler in Gevelsberg, wo die Eltern eine neue Wohnung gefunden hatten. „So konnte ich das Leben auf einem deutschen Bauernhof hautnah erfahren,“ sagt die Gewerkschafterin. Sie lacht dabei und erinnert sich: „Auch kleine Kälbchen habe ich gefüttert.“ Die liebsten Hobbys in ihrer Jugend waren tanzen und schwimmen. Sie besuchte die Schnellmark Grundschule in Gevelsberg und machte danach ihren Hauptschulabschluss. Danach hat sie im Jahr 1986 eine Ausbildung als Friseurin begonnen. Aufgrund einer Allergie konnte Sofia diese Ausbildung nicht fortsetzen. So kam es, dass das heutige Betriebsratsmitglied 1988 im Betriebsmittelbau von ABC in Ennepetal ihre Tätigkeit aufnahm. „Inzwischen sind es 31 Jahre geworden“, meint sie und ist selbst erstaunt, dass sie es solange ausgehalten hat.

„Ich habe immer die Probleme meiner Kolleginnen und Kollegen mitbekommen, und wollte ihnen natürlich helfen.“

Erstmals wurde Sofia Eleftheriadou von den ABC-Beschäftigten für die Amtsperiode 1998 bis 2002 in den Betriebsrat gewählt. Gefragt, was sie zur Kandidatur veranlasst habe, sagt sie: „Ich habe immer die Probleme meiner Kolleginnen und Kollegen mitbekommen, und wollte ihnen natürlich helfen.“ Und das gehe als Betriebsratsmitglied und mit der Unterstützung des gesamten Gremiums natürlich besser. Nach dem ihr Vorgänger im Amt des Schwerbehinderten- Vertrauensmannes ausgeschieden sei, habe sie noch die Funktion der Vertrauensfrau der Schwerbehinderten im Unternehmen übernommen. „Eine verantwortungsvolle Aufgabe, denn die Zahl der Kolleginnen mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung nimmt zu.“

2012 wurde Sofia erneut Mitglied im Betriebsrat, dem sie bis heute angehört. Im gleichen Jahr wurde sie auch Mitglied der IG Metall und vertritt mittlerweile die Gewerkschaftsmitglieder der ABC-Gruppe in der Delegiertenversammlung der IG Metall Gevelsberg-Hattingen. Für Sofia Eleftheriadou ist es selbstverständlich in der IG Metall organisiert zu sein, „denn sonst kannst du gar nicht richtig die Interessen der Beschäftigten vertreten, geschweige denn gegenüber dem Arbeitgeber durchsetzen“. Schließlich könne man/frau sich auf Gewerkschaftsseminaren das notwendige Wissen für die Arbeit als Interessenvertreterin aneignen.

Abschließend gefragt, wie es ihr gelinge, den Stress von der Arbeit in ihrer Freizeit zu bewältigen, antwortet Sofia spontan: „Bei einem Drei-Mädels-Haushalt und meinem Mann Joanis stellt sich diese Frage gar nicht“ und schmunzelnd dabei.

Foto: Sofia Eleftheriadou (r) und Evi Korpilla beim Warnstreik während der Metall-Tarifrunde – Thomas Range

 

 

 

 

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