Von Eritrea und Guinea nach Ennepetal: thyssenkrupp Bilstein bietet Geflüchteten eine Zukunftsperspektive

"Ausbildung erfolgreich abgeschlossen"

21.07.2022 | Als Temesshen Russom Seyum (26), Timo genannt, im Jahr 2014 vor dem Bürgerkrieg aus Eritrea im nordöstlichen Afrika über Libyen mit dem Boot übers Mittelmeer nach Italien und anschließend nach Deutschland flüchtete, war ihm nicht bewusst, dass er mal beim Stoßdämpferhersteller thyssenkrupp Bilstein in Ennepetal arbeiten würde. „Dass dies möglich wurde, lag daran, dass der thyssenkrupp-Konzern 2015/2016 für Geflüchtete 180 zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung stellte“, erklärt der Betriebsratsratsvorsitzende Binali Ateser. Davon habe TKB in Ennepetal drei Plätze bereitgestellt.

Foto privat: Karsten Eckstädt (l) und Binali Ateser (r) mit Temesshen Russom Seyum

Einen der Plätze bekam Timo. Nach einer Einstiegs-Qualifizierung begann er 2018 eine 2- jährige Ausbildung als Fachkraft für Mettalltechnik Fachrichtung Zerspanung, die er 2020 erfolgreich abgeschlossen hat. Von Januar 2020 bis Dezember 2021 arbeitete er zunächst befristet und inzwischen unbefristet in der Produktion als Maschinenbediener. Mit ihm zusammen begannen die beiden Kollegen Issagha Bah und Muhammed Sanusey Diallo, beide aus Guinea (Westafrika) ihre Ausbildung, die sie gleichfalls erfolgreich bestanden haben. Auch sie sind heute in der Produktion im Werk tätig.

Binali Ateser und sein Stellvertreter Karsten Eckstädt bewerten das zusätzlich aufgelegte Ausbildungsprogramm als vollen Erfolg. „Nicht nur, weil wir jungen geflüchteten Menschen eine Perspektive bieten konnten, sondern weil wir damit auch ein Beitrag zur Behebung des Fachkräftemangels, der immer lautstark beklagt wird, geleistet haben“, sagt Ateser. Die einzigen Probleme, die es gegeben habe, seien die mit der Ausländerbehörde gewesen. Doch die habe „der Ausbildungsleiter mit großer Geduld gemeistert“. Es sei schon verwunderlich, wie heute die ukrainischen Flüchtlinge von den Ämtern bevorzugt behandelt würden, merkt der Betriebsratsvorsitzende kritisch an, um festzustellen: „Es sollte in Deutschland keine Flüchtlinge 1. Klasse und 2. Klasse geben.“

Umzug von Bochum nach Essen: „New ways of working“

Es war im März 2016 als rund 200 Beschäftigte vom Stammsitz des Unternehmens in Ennepetal in ein neues Verwaltungsgebäude an der Herner Straße im Bochumer Norden umgezogen sind. Betroffen war ein Großteil der Verwaltung des sogenannten Erstausrüstergeschäfts, der die Belieferung der internationalen Automobilhersteller mit Stoßdämpfersystemen verantwortet. „Sechs Jahre später, Mitte August 2022, steht der nächste Umzug auf der Agenda“, berichtet Binali Ateser. Jetzt heißt das Ziel: Thyssenkrupp Quartier in Essen. Hier laute das Motto „New ways of working“: Rund zehn der 340 Angestellten haben künftig im Quartier einen festen Arbeitsplatz, die Übrigen müssen sich, wenn sie vor Ort und nicht im Home-Office arbeiten , für einen Arbeitsplatz der gerade frei ist, „einbuchen“.

Der im März neugewählte 13-köpfige Betriebsrat hat zwischenzeitlich einen Interessenausgleich und Sozialplan mit der Arbeitgeberseite ausgehandelt. „Darin haben wir für die Betroffenen bestehende Regelungen zur Umzugspauschale und Fahrkosten neu angepasst bzw. fortgeschrieben“, erläutert Karsten Eckstädt. Die während der Corona-Pandemie erfolgreich praktizierte Arbeitsform Home-Office soll auch künftig fortgesetzt werden. „Dazu verhandeln wir eine Betriebsvereinbarung in der u.a. das Verhältnis „Präsenztage“ und Home-Office Arbeitstage geregelt werden soll“, ergänzt der Betriebsratsvorsitzende.  

Autor: Otto König

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